7 Tipps, wie du die Kooperationsbereitschaft deines Kindes erhöhst

7 Mrz, 2022

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Daniela Scheurer - Pikler SpielRaum Burgenland

Hallo, hier schreibt Daniela.

Ich unterstütze dich dabei, eine respektvolle und authentische Beziehung zu Kindern zu leben, ohne dabei deine eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen. Auf meinem Blog findest du Infos zur Pikler-Pädagogik, Tipps rund um das Leben mit Kindern, sowie Spielideen und Geschichten. Mach es dir einfach, lehn dich zurück und genieße.

Ich nehme an, jede Mama, jeder Papa, der das hier liest, kennt folgende Situation:

Es ist halb elf am Vormittag, dein Kind spielt zufrieden im Wohnzimmer. Du weißt, am Nachmittag hast du einen Termin und möchtest unbedingt am Vormittag noch den Einkauf erledigen. Immerhin solltest du noch was Kleines kochen und dein Kind braucht pünktlich seinen Mittagsschlaf. Du machst dich also fertig für den Einkauf. Mit dem Autoschlüssel in der Hand versuchst du deinem Kind zu sagen, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, wo es aufhören muss zu spielen und bitte mit dir ins Auto steigt. Doch alles, was du versuchst, bringt nicht das Ergebnis, das du dir wünschst.

Und dann, nach dem 10 Mal, beginnt das Donnergrummeln in deinem Bauch. Dein Kind hört einfach nicht und du beginnst vielleicht zu drohen oder zu schimpfen. In jedem Fall gebrauchst du Worte, die du am selben Tag zutiefst bereust.

Um das zu umgehen, ist es unerlässlich, als Elternteil die Führungsrolle zu übernehmen. Dein Kind braucht Struktur und Klarheit, um sich innerhalb eines von dir gesetzten Rahmens selbstbestimmt bewegen zu können. In diesem Artikel verrate ich dir, was du tun kannst, damit es deinem Kind leichter fällt, zu kooperieren.

1. Überprüfe die Notwendigkeit der Grenze

Unsere Kinder sind tagtäglich vielen Einschränkungen ausgesetzt. Das können ihre körperlichen und persönlichen Grenzen, strukturelle Vorgaben oder unsere eigenen Grenzen sein. Daher gilt: so wenig Grenzen wie möglich und so viele wie nötig!

Egal, welche Grenze du kommunizierst – sie wird dann ankommen, wenn du dir zu 100 Prozent sicher bist, dass sie jetzt nötig ist. Wenn dein Kind gerade dabei ist, auf die Straße zu laufen, rufst du ohne nachzudenken vermutlich „Stopp!“. In oben beschriebenem Fall ist es nicht ganz so eindeutig. Ach, das Kind spielt doch so schön, soll ich es wirklich jetzt da rausreißen?

2. Finde deine Klarheit

Wenn du unsicher bist, wird dein Kind das wahrnehmen. Und dadurch mehr Möglichkeiten finden, um dich umzustimmen. Schon ein kleines Raunzen oder ein herziges „Aber Mama, ich spiel doch gerade – BIIIEEETE!“, wird es dir noch schwerer machen, die Grenze durchzusetzen. Und wozu auch? Du weißt es ja selbst nicht so ganz genau.

Deine Klarheit bedeutet Sicherheit für dein Kind.

3. Stelle sicher, dass dein Kind dich wahrnimmt

Während du deine Tasche packst und den Einkaufszettel noch weiter schreibst, rufst du deinem Kind zu, es solle sich doch jetzt bitte einmal ein bisschen beeilen. Doch dein Kind ist ganz in sein Spiel vertieft. Alles, was es von dir wahrnimmt, ist ein bisschen Mama-Gemurmel. Es hört dich einfach nicht.

Damit das Kind dich wahrnimmt, braucht es Nähe, Kontakt und Zuwendung. Nimm dir genügend Zeit, um zu deinem Kind hinzugehen und es kurz zu berühren. Stelle Blickkontakt her und informiere es darüber, was in Kürze geschehen wird. Diese Orientierung gibt deinem Kind die Möglichkeit, in Ruhe sein Spiel zu beenden.

4. Sende klare Botschaften

„Kommst du jetzt?“

Eine Frage bedeutet, dass das Kind wählen kann. Auf eine Frage, vor allem auf so eine, kann die Antwort JA oder auch NEIN sein. Ich bin ein großer Fan davon, Kindern Entscheidungen zu hinterlassen. Doch sollten es immer Entscheidungen sein, mit denen du auch mitgehen kannst. Siehe Punkt 7.

Wir erarbeiten gemeinsam Möglichkeiten für eine gewaltfreie, klare und liebevolle Kommunikation mit deinem Kind.

„Wie oft soll ich dir noch sagen, dass wir jetzt fahren?“

Kurze und prägnante Sätze sind eindeutiger, als Gemecker oder Vorwürfe. Das Kind muss wissen, was zu tun ist. Positiv formulierte Sätze kommen schneller an. Probiere es gerne selbst einmal an dir aus: „Denk jetzt auf keinen Fall an einen rosa Elefanten!“

Woran denkst du gerade?

In unserem Fall wäre es eine ganz einfache Lösung „Bitte beende dein Spiel und zieh deine Jacke an, ich möchte jetzt fahren“ zu sagen.

Eine andere Möglichkeit ist es, deinem Kind eine Wahlmöglichkeit zu geben: „Möchtest du die grüne oder die rote Jacke anziehen?“ Das ist eine Entscheidung, die das Kind für sich treffen kann, ohne dass es dein Vorhaben beeinträchtigt.

5. Lass deinem Kind genügend Zeit zu reagieren

Kinder können nicht alles, was wir von ihnen erwarten, sofort und auf der Stelle umsetzen. Denn manchmal braucht es Zeit, um etwas, das ich gerade mache, zu beenden. Diesen Turm nicht mehr fertig bauen zu können ist für dein Kind so, als würde mir jemand sagen, ich müsse jetzt mitten im Schreiben damit aufhören. Das würde mich ziemlich wütend machen.

Wenn ich aber weiß, dass es bald soweit sein wird, dass ich meine Tätigkeit beenden muss, kann ich mich darauf einlassen. Ich spreche hier auch nicht von Stunden oder Minuten. Ein kurzer Moment ist dafür absolut ausreichend, dein Kind auf die nächste Situation vorzubereiten.

„Entscheidend für das Gelingen der Kooperation ist die Atmosphäre, in der sie geschieht!“

Jesper Juul

6. Nimm die Bedürfnisse deines Kindes wahr

Wenn es für dein Kind sehr schwierig ist, sein Spiel zu beenden, kannst du seine Wünsche und Bedürfnisse spiegeln. Du kannst in einer einfachen Sprache beschreiben, was du gerade wahrnimmst. „Es fällt dir richtig schwer, dein Spiel zu beenden.“

Oft passiert es auch, dass dein Kind kooperiert, also sein Spiel beendet, aber dennoch wütend, trotzig oder traurig reagiert. Versuche auch dann, es mit all seinen Gefühlen empathisch zu begleiten. „Das macht dich richtig wütend, dass du dein Spiel jetzt beenden musstest!“

Eine kurze, empathische Beschreibung der Situation hilft deinem Kind, zu kooperieren. Es fühlt sich verstanden und ernst genommen. Du bleibst bei deinem Vorhaben, was deinem Kind signalisiert, dass du dich selbst und deine Bedürfnisse sehr wichtig nimmst. Das macht dich nicht nur zu einem wertvollen Vorbild, sondern zu einer sicheren Führungsperson, die deinem Kind Halt gibt.

In den wöchentlichen Austauschrunden gibt es genügend Zeit für deine Fragen!

7. Bewahre die Grenzen deines Kindes

Ein Kind, dessen körperliche und persönliche Grenzen nicht ernst genommen werden, wird auch immer wieder die Grenzen anderer überschreiten. Es ist wichtig, das Nein deines Kindes ernst zu nehmen. Die wiederholte Erfahrung, selber Entscheidungen treffen zu können, trägt wesentlich zur Bildung eines gesunden Selbstbewusstseins bei.

Die Grenzen deines Kindes ernst zu nehmen, bedeutet nicht, dass es in jede Entscheidung mit einbezogen wird. Die Hauptverantwortung bleibt immer beim Erwachsenen. Unseren Kindern zu viele Entscheidungen zu überlassen, würde sie überfordern.

Der Erwachsene gibt immer einen klaren Rahmen vor, innerhalb dessen das Kind für sich entscheiden kann. Für unser konkretes Beispiel bedeutet das: Die Tatsache, dass wir einkaufen fahren, ist unumstößlich. Das Kind kann die Jacke auswählen oder ob es selbst laufen mag, oder lieber getragen werden möchte, oder ähnliches.

Was du tun kannst, wenn es mal nicht so rund läuft

Es hilft nichts, manchmal läuft es nicht so, wie du dir das vielleicht gewünscht hast. Vielleicht bist du heute über deine Grenzen gegangen, was zu Worten geführt hat, die du lieber nicht gesagt hättest. Vielleicht fragst du dich aber auch, ob du nicht zu streng warst oder dich plagt das schlechte Gewissen aufgrund der heftigen Reaktion deines Kindes. Was auch immer – das Schöne daran ist, dass wir uns immer wieder verändern können.

Folgende Fragen können dir dabei helfen, die Situation zu reflektieren:

  • Was genau ist passiert?
  • Welche Worte hast du gewählt?
  • Wie war der Kontakt zwischen dir und deinem Kind?
  • Wie hat sich dein Kind gefühlt?
  • Wie hast du dich gefühlt?
  • Gibt es etwas, das du beim nächsten Mal anders machen kannst?

Übrigens: Ich finde es wichtig, dass wir auch die Situationen reflektieren, die besonders gut gelaufen sind! Um daran zu wachsen und auch für ein bisschen Schulterklopfen – tut einfach gut!

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